Warum Moshe Zuckermann von der Bundesregierung als Antisemit bezeichnet wurde

Die VHS Heilbronn hatte vor einer Veranstaltung mit Moshe Zuckermann nach einem Hinweis der Deutsch-Jüdischen Gesellschaft beim Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland verunsichert nachgefragt und ist nach der Antwort als Veranstalter ausgestiegen, da damit gedroht wurde, dass mit “entsprechend intensiver Kritik gerechnet“ werden müsse. Zuckermann sei wegen seiner Position zu Israel “stark umstritten“, habe einmal auf einer BDS-Veranstaltung gesprochen und würde behaupten, dass in Israel “grundsätzlich Apartheid gegenüber Nichtjuden“ herrsche. Das müsse nach der von Deutschland übernommenen Definition des IHRA als “antisemitisch gewertet“ werden. Zuckermann: “Ich bin der Sohn von Holocaustüberlebenden, meine Eltern waren Auschwitzüberlebende, und dann muss ich mir von irgendwelchen deutschen Beauftragten sagen lassen, dass ich Antisemit sei, weil ich das Land, in dem ich lebe, kritisiere und als Bürger dieses Landes auch eine bürgerliche Verantwortung habe, dieses Land zu kritisieren. Kritikwürdig ist beispielsweise das 50 Jahre bestehende völkerrechtswidrige und entmenschlichende Okkupationsregime. Jeder anständige Mensch muss da kritisch werden, weil ein ganzes anderes Volk schikaniert wird. Allein die Tatsache, dass ich mir herausnehme, das als verantwortungsvoller Bürger hier zu machen, gilt für die Deutschen dann als Indiz dafür, dass ich Antisemit sein muss.“ Warum man besonders in Deutschland so gegen israelkritische Juden vorgeht, hängt für ihn natürlich auch mit der deutschen Geschichte und einem “latenten Antisemitismus“ zusammen: “Ich muss mich wirklich zusammennehmen, wenn ich jetzt Folgendes sage: Ich habe Ende der 1990er Jahre Martin Walser sehr heftig kritisiert, dass er von der Auschwitzkeule gesprochen hat. Mittlerweile frage ich mich, ob meine Kritik damals an Walser wirklich so berechtigt gewesen ist. Welche Gründe ihn auch bewogen haben mögen, so ist es mittlerweile in der Tat so geworden, das man jeden in Deutschland damit kaltstellen kann. Man hat einfach Angst. Warum hat die Volkshochschule zurückgesteckt, obwohl sie ursprünglich mit mir die Veranstaltung machen wollte? Weil sie Angst hat, als antisemitisch apostrophiert werde. Du kannst heute in Deutschland am besten Leute mundtot machen und einen Maulkorb aufsetzen, wenn du sagst: Ihr seid Antisemiten. Und dann ist es beliebig, wie du sie in den Antisemitismus hinein manipulierst.“ Er habe BDS immer kritisiert, halte aber daran fest, dass Israel in den völkerrechtswidrig seit 50 Jahren besetzten Gebieten ein Apartheidstaat ist: “Obwohl Israel sowohl das Westjordanland als auch das Kernland Israel beherrscht, gibt es zwei Justizsysteme. Das ist das bürgerliche Justizsystem in Israel und das andere ist das Militär-Justizsystem im Westjordanland. Bitteschön, zwei Justizsysteme. So was nennt man Apartheid.“ Für die Siedler im Westjordanland gilt das bürgerliche Justizsystem, weil sie Bürger Israels sind.
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