Zoomposium with Prof. Dr. Daniel Dennett: A naturalistic view on consciousness

Zoomposium with Professor Dr. Daniel Dennett: „A naturalistic view on consciousness” In dieser neuen Folge unserer „Zoomposium-Reihe“ zum Thema „Bewusstsein“ ist es meinem Kollegen Axel Stöcker vom „Blog der großen Fragen“ und mir gelungen einen der bekanntesten, führenden Vertreter der Philosophie des Geistes Professor Dr. Daniel C. Dennett für ein Interview zu gewinnen. Er ist ein US-amerikanischer Professor für Philosophie und Direktor des Zentrums für Kognitionswissenschaft an der Tufts University in der Nähe von Boston. Seit fast 60 Jahren beschäftigt er sich mit der Frage nach der Konstitution von Bewusstsein und hat durch seine Arbeit und vielzähligen Publikationen einen sehr großen Einfluss auf die Philosophie des Geistes und den wissenschaftlichen Diskurs gehabt. Interviewfragen: 1. Zu Beginn unserer Zoomposium-Interviews stellen wir meistens eine nicht ganz ernst gemeinte Frage, um einen etwas lockeren Einstieg in die Thematik zu erhalten. Daher zunächst einmal die Frage an Sie: Welche “considerations“ hatte Ihr “consideration-generator“ erzeugt, als Sie unsere Einladung zu diesem Interview erhalten haben. Was es Ihr „freier Wille“, der „Determinismus“ oder keines von beidem? 2. In Ihren zahlreichen Büchern, wie z. B. in „From Bacteria to Bach and Back: The Evolution of Minds“ (2018) oder auch in Ihrem neuesten Buch „I’ve Been Thinking“ (2023), geht es sehr häufig um das Thema „Bewusstsein“. Ihren Ansatz zur Erklärung des „Bewusstseins“ kann man durchaus als eine Position des reinen Naturalismus oder Materialismus beschreiben. Könnten Sie uns und den Zuschauern vielleicht zunächst einmal bitte genau Ihre Position zum Thema „Bewusstsein“ erläutern? 3. In Ihrer „Theorie des Bewusstseins“ gehen Sie meines Erachtens von einem radikalen Funktionalismus (Teleofunktionalismus) aus, der auch über die oft benutzte „Computer-Metapher“ des Computationalismus hinausgeht. Bewusstsein wird hier nur noch als „Benutzeroberfläche“ einer „sequentiellen, virtuellen Maschine“, die „ineffizient“ auf der evolutionären, „parallelen Hardware“ des Gehirns implementiert ist, angesehen. (Consciousness Explained. Back Bay Books, New York, Boston, London 1991, S. 218.) Ist dies nicht aber auch wieder eine neue Form des Dualismus, die das Bewusstsein in einen „Software-“ und einen „Hardware-Bereich“, in „innen vs. außen“ trennt, auch wenn es parallel verlaufen mag? 4. Sie bezeichnen Ihren Ansatz des „Qualia-Eliminativismus“ und geben zur Begründung, dass Sie eher ein Verifikationist sind, der an empirischen Beweisen zu dem Problem interessiert ist. Welche empirischen Beweise aus den kognitiven Neurowissenschaften würden Sie denn konkret anführen, um Ihre Theorie zu bestätigen oder wie könnte aus Ihrer Sicht ein geeignetes Falsifikationsexperiment aussehen, dass die fehlende Existenz von „Qualia“ beweisen würde? Kann man es sich hier tatsächlich so einfach machen und im Sinne eines reinen Instrumentalismus das Bewusstsein einfach eliminieren und auf eine rein neurologischen Prozess reduzieren, der „Qualia“ oder die „1. Person Perspektive“ durch einen rein funktionalen Zustand des Gehirns erklärt? Ist aus Ihrer Sicht das „Ich“ nur eine Art „Taschenspielertrick“, eine „User-Illusion“ des Gehirns, um mit der Umwelt besser klar zu kommen? 5. In Kapitel 5 von „Consciousness Explained“ beschreiben Sie Ihr Modell der „multiplen Entwürfe des Bewusstsein“. Bedeutet dieses ständige Erstellen von „multiple drafts model of consciousness “, bei dem sogar „parallele, mehrspurige Prozesse der Interpretation und Ausarbeitung von Sinneseindrücken, Informationen, die in das Nervensystem gelangen und auch noch durch ständige ’redaktionelle Überarbeitung’ verändert werden müssen nicht einen erheblichen Energieaufwand für das Gehirn, der weder energetisch nocht zeitlich zu sinnvoll ist? Warum könnte man das „Bewusstsein“ denn dann nicht sogar im Gegenteil im Sinne einer „Homöodynamik“ als einen dynamischen Prozess der Kopplung von „Körper – Gehirn“ („embodiment“) oder „Umwelt – Gehirn“ („embededdness“) vielleicht im Sinne eines Strukturenrealismus selber vermuten? 4. Ihre Haltung zum Realismus wird daher häufig mit einem Instrumentalismus und einer Theorie der „realen Muster“ in Verbindung gebracht. Diese funktionale Unterscheidung benutzen Sie ja auch zur Erklärung von „Intentionalität“, die uns als „denkende Wesen“ auszeichnet. Insofern haben Sie auch schon häufiger darauf hingewiesen, dass Sie im Sinne einer „multiplen Realisierbarkeit“ auch anthropomorphe, künstliche Systeme, wie z. B. eine starke, allgemeine künstliche Intelligenz (AGI) für durchaus möglich halten. Wo sehen Sie hier die konkreten Möglichkeiten einer Realisierbarkeit oder auch von Gefahren? Könnte uns vielleicht auch eine „neuroscience inspired AI“ oder einer „cognitive computational neuroscience“ im Gegenteil helfen, um uns oder unsere kognitiven Leistungen besser zu verstehen?
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