Die drei Irrtümer des Verbrenner-Verbots

Ein Kommentar von: Sebastian Viehmann. Nur ein Viertel der Deutschen will ein E-Auto kaufen. Trotzdem kommt das Verbrenner-Verbot nun per EU-Dekret. Die Ironie: Die erhoffte Emissionsreduzierung kann das E-Auto wahrscheinlich gar nicht erbringen. Ein Kommentar. Rund 28 Prozent des CO2-Ausstoßes der EU stammen vom Verkehr, sein Anteil am gesamten weltweiten CO2-Ausstoß beträgt 0,9 Prozent. Autofahrerinnen und Autofahrer in der EU sind also nicht gerade kriegsentscheidend für globale Emissions-Ziele. Trotzdem könnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Diskussion über den angeblichen „Klimakiller Auto“ in den letzten Jahren verfolgte. Die ideologisch aufgeladene Diskussion gipfelte nun im Beschluss der EU, nach 2035 alle Antriebstechnologien in Neuwagen zu verbieten, die nicht in einer Batterie oder einer Brennstoffzelle bestehen. Dieser Entscheidung liegen drei Irrtümer zugrunde, mit denen sich die EU ohne Not in eine Sackgasse manövriert. Und die für Autofahrerinnen und Autofahrer noch teuer werden könnten, übrigens auch für die von Elektroautos. Irrtum 1: Das Elektroauto ist ein Null-Emissions-Auto Die EU beschränkt ihre jetzige Betrachtung tatsächlich allein auf das Auspuffrohr und damit die lokalen Emissionen. Es gibt aber kein „Null-Emssions-Auto“ und es ist eigentlich aberwitzig, dass Autohersteller immer noch mit diesem Etikett ihre Stromer bewerben dürfen. Zwar gibt es in der Wissenschaft Streit darüber, wie genau man die CO2-Bilanz eines Stromers berechnet, doch klar ist: Je nach aktuellem Strommix schneidet das Auto mal gut und mal ausgesprochen mau ab. Das ist zwar kein Argument gegen das Elektroauto, aber durchaus eines gegen das Verbrenner-Verbot und auch gegen die Ablehnung alternativer Kraftstoffe seitens der EU. So zeigte kürzlich eine Studie der HAW Hamburg, dass ein mit Diesel aus Abfallstoffen mit der gleichen Menge eingesetzter Energie doppelt bis dreimal so weit fahren kann wie ein Batteriefahrzeug. Es spräche also nichts dagegen, allein das Ziel der Emissions-Reduktion festzusetzen und nicht den Weg dahin. Irrtum 2: Das Elektroauto ist ein Wunsch der Kunden Wie die jüngste Allensbach-Erhebung für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften ergab, ist eine Mehrheit überzeugt, dass sich der Elektroantrieb in den kommenden zehn Jahren durchsetzt - aber nur 22 Prozent halten dies für wünschenswert. Man könnte es auch anderes formulieren: Nur eine Minderheit will jetzt oder in naher Zukunft wirklich ein Elektroauto haben, weiß aber, dass man es ihr künftig quasi aufzwingen wird. Eine Politik, die nicht wenigstens Alternativen zulässt, kann nur spektakulär an die Wand fahren. Hinweise auf mehr und bessere E-Autos in der Zukunft sind da kein ausreichendes Argument, denn schon die immer versprochene Preisreduzierung bei E-Autos hat bisher nicht stattgefunden. Vielmehr wurden viele Stromer zuletzt empfindlich teurer. Der Absturz der Elektroauto-Zulassungen im Januar - und das sogar im Vorzeige-Elektroland Norwegen -zeigt, dass das Konzept Batteriemobilität immer noch in hohem Maße von Subventionen und Steuervorteilen abhängt. Werden diese abgeschafft oder wie im deutschen Beispiel auch nur reduziert, sinken auch die Verkaufszahlen sofort wieder. Es werden also künftig viele weitere Milliarden an Steuergeldern nötig sein, um Fahrzeuge und Ladesäulen-Ausbau zu finanzieren. Zudem dürfte der Ausfall der Kfz-Steuer wegen der Steuerbefreiung für Stromer schnell so groß werden, dass er kompensiert werden müsste; und je weniger Benzin- und Dieselautos es gibt, desto weniger Steuern nimmt der Staat dafür an der Tankstelle ein. Das Verbrenner-Verbot wird also den Druck, Elektroauto-Besitzer an den Kosten für Straßen, Infrastruktur und Ladesäulen zu beteiligen, deutlich erhöhen. Als Modell dafür wird in EU-Kreisen bereits eine Maut für alle Straßen diskutiert. Irrtum 3: Das Elektroauto sorgt für mehr Energie-Unabhängigkeit Die eigene Garage mit Solarzellen auf dem Dach, die das eigene Elektroauto quasi gratis aufladen - dieser Anwendungsfall ist zwar möglich, aber nur für einen kleinen Teil der Autofahrerinnen und Autofahrer auch erreichbar. Das Verbrenner-Aus wird natürlich die Abhängigkeit von Öl- und Treibstofflieferanten reduzieren. Doch man tauscht eine Abhängigkeit gegen die andere aus, denn bei den für die E-Mobilität nötigen Rohstoffen ist Europa nahezu „blank“. Das Land, das die E-Mobilität künftig ähnlich wie Russland unsere Energiepolitik durch einen Dreh am Gashahn beeinflussen kann, ist China - dort ballen sich die meisten Rohstoffe der E-Mobilität und auch der Umstellung auf alternative Energien. Wer nicht im Sinne Pekings handelt, wird erhebliche Mühe haben, wichtige Rohstoffe an alternativen Standorten zusammenzuklauben.
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