Podoljaka: Russland erzielt taktisch-operativen Durchbruch im Norden
Am nördlichsten Frontabschnitt, Charkow-Swatowo, hat das russische Militär einen operativen Durchbruch erzielt: Truppen der 20. Armee hatten am Freitag zusätzlich zum bereits zuvor vorhandenen Brückenkopf auf dem rechten Ufer der Scherebez ganz grob in Höhe Swatowo einen weiteren freikämpfen können. Am Wochenende schließlich konnten sie die beiden Brückenköpfe vereinen und in der Breite ausbauen – und konnte man sie noch am Freitag lediglich taktisch nennen, so drängt sich für den nun entstandenen Brückenkopf die Bezeichnung taktisch-operativ auf, wenn nicht gleich strategisch: Dank der Breite von zehn Kilometern bei einer Fronttiefe von sechs Kilometern und seiner Lage auf Wasserscheidekämmen, die eine dominante Anhöhe darstellen, erleichtert dieser Brückenkopf dem russischen Militär weiteres Vorrücken gen Westen ganz bis zur Hauptdefensivlinie der ukrainischen Armee in diesem Raum. In seiner neuesten Analyseausgabe zum ukrainischen Krieg sagt Juri Podoljaka hierzu voraus:
„Weiter dürfte wohl Bewegung in die Tiefebene, in Richtung Borowaja, folgen – dann ein Aufrollen der Front nach Norden sowie ins Hinterland der Gruppierung des Gegners um Krasny Liman herum im Süden, und schließlich die endgültige Zerschlagung des Gegners in der Gegend von Stelmachowka und Berestowoje sowie das Erreichen des südöstlichen Stadtrands von Kupjansk, und diese Operation wird abgeschlossen sein.“
Angesichts dessen, dass Kiew an diesen Abschnitt der Front immer weitere Einheiten verlege – davon zeugen Meldungen von der Front, so der Journalist – und sie sofort nach Eintreffen in den Kampf wirft, werde die Tragweite dieser Entwicklung deutlich. Der Journalist wörtlich:
„Alles deutet darauf hin, dass den Gegner eine leichte Panik ergriffen hat.“
Dieses Bild können auch die bescheidenen Erfolge der ukrainischen Truppen im Großraum Artjomowsk weiter südlich, am Frontabshcnitt Donbass, nicht trüben: Eine etwaige Wiederaufnahme der Kämpfe um diese Stadt würde Kiews Offensivpotenzial dort auch schon erschöpfen – und würde allenfalls in den ukrainischen und westlichen Medien als ein großer Sieg verkauft werden können.
Ferner hochgradig bemerkenswert ist der Lenkflugkörperangriff auf die Hafeninfrastruktur der Ukraine, die die russische Luftwaffe und die Schwarzmeerflotte in der Nacht auf den 24. Juli durchgeführt haben: Bei diesem wurden nicht nur Hafenanlagen im Großraum Odessa getroffen, sondern auch die der Stadt Reni an der Donau weitaus weiter westlich. Zwar können dort die ganz großen Frachtschiffe nicht einlaufen, weil es dort zu seicht ist. Doch auch auf kleineren Frachtschiffen konnte der Westen über den Hafen von Reni die Ukraine mit Rüstungsgütern beliefern –
„Und Stand heute ist er, einer der drei wichtigsten ukrainischen Häfen an der Donau, lahmgelegt.“
Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger und Journalist aus Sumy, dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf, dafür vermittelt er anhand von Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.
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