Putin & Schröder am 9. April 2002 bei Alfred Biolek

Spiegel vom 10. April 2002 Echte Männerfreundschaft Alfred, Gerhard und Wladimir Willkommene Abwechslung für den Wahlkämpfer Schröder: Statt als knallharter Politiker konnte sich der Bundeskanzler bei Alfred Biolek als wahrer Männerfreund von Russlands Präsident Putin beweisen. Weimar - Eine “echte Männerfreundschaft“ - so zumindest präsentierten sich Gerhard Schröder und Wladimir Putin am späten Dienstagabend in der Talkrunde “Boulevard Bio“ im Weimarer Nationaltheater. Der sichtlich gut gelaunte Schröder lobte Putin als einen verlässlichen und witzigen Gesprächspartner. “Ich habe ihn kennen gelernt als jemanden, der außerordentlich zuverlässig ist und auch Humor hat. Er kann auch auf Deutsch gute Witze erzählen, über die ich herzhaft gelacht habe.“ Mit der Zeit sei ein Vertrauensverhältnis entstanden, das die Gespräche über viele Sachen erleichtere. Putin beschrieb indes anschaulich, wie dieses Vertrauen zwischen ihm und seinem “Freund Gerhard“ geschaffen wurde. “Am Anfang ist mir gesagt worden, dass er ein zugeknöpfter und kühler Mann ist. Auf diese Situation habe ich mich zunächst eingestellt.“ Bei seinem letzten Besuch in Deutschland im vergangenen Jahr sei jedoch der Durchbruch gekommen. Putin habe alte Bekannte in Dresden treffen wollen, die er noch aus seiner Zeit als KGB-Spion in der Stadt gekannt habe und die nicht ins Bild eines offiziellen Besuches passten. Er habe Schröder damit nicht belasten und sich mit den Bekannten allein treffen wollen. Der Kanzler habe die “einfachen Leute“ jedoch spontan zum gemeinsamen Mittagessen und zu einer Dampferfahrt eingeladen. “Da ist mir klar geworden, dass ich mit einem sehr anständigen Menschen befreundet bin“, sagte er. Sympathische Anekdoten wie diese dürften Schröder im laufenden Bundestagswahlkampf nicht ungelegen kommen. “Die Talkrunde mit Putin hat dem Kanzler die Gelegenheit gegeben, als Staatsmann mit menschlicher Note dazustehen“, sagte ein Beobachter.
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