Krank nach der Corona-Impfung: Drei Sportlerinnen und ihre Geschichte | SWR Sport

Sie verbindet die Liebe zu ihrem Sport - und das Leiden an schweren Impfnebenwirkungen. Alina Reh, Hannah Stoll und Marius Prantner wurden nach ihrer Corona-Impfung krank. Sie kämpf(t)en für ihre Gesundheit - und für mehr Hilfe und Anerkennung. Laufen ist das Lebenselixier von Alina Reh. Die 25-Jährige aus Laichingen trainiert auf der Schwäbischen Alb. Acht deutsche Meistertitel hat sie bereits geholt - über 5 und 10 Kilometer sowie im Crosslauf. Als 2021 zur Corona-Impfung aufgerufen wurde, machte sie sich wenig Gedanken. Die erste Impfung mit Johnson-Johnson vertrug sie ohne große Komplikationen. Dann ließ sie sich kurz vor Weihnachten 2021 mit Moderna impfen. Zwei Tage nach der Impfung begann sie wieder mit lockerem Training. “Ich bekam ein Druckgefühl in der Brust“, erzählt sie. An der Uniklinik Tübingen wurde eine Herzmuskelentzündung festgestellt. Reh musste sich schonen, aber die Brustschmerzen kamen wieder. Reh ging zur Sportmedizin der Uniklinik Ulm. Professor Jürgen Steinacker, der schon seit vielen Jahren Spitzensportler betreut, erkannte bald, was im Körper der Läuferin vor sich ging. “Sie hat eine ausgeprägte Reaktion auf die Impfung bekommen, die sie massiv getroffen hat“, sagt Steinacker. Vier Monate nach der Impfung merkte Reh, dass sie sich wieder mehr belasten konnte. Das Vertrauen in ihren Körper kam zurück. Gut ein Jahr nach ihrer Impfung spricht die Sportlerin erstmals öffentlich über ihre Herzmuskelentzündung. “Es gab auch viele Corona-Leugner und Impfgegner, zu denen ich mich nicht zähle. Deshalb war ich lieber still, als etwas Falsches zu sagen.“ Mehr als 190 Millionen Impfdosen sind bis heute in Deutschland verabreicht worden. Dem Paul-Ehrlich-Institut wurde bisher mehr als schwere Impfnebenwirkungen gemeldet. Das sind 0,27 Meldungen pro 1000 Impfungen (Stand: 26. Januar 2023) Auch Marius Prantner leidet unter Impf-Folgen. Der 24-Jährige aus dem schwäbischen Eningen ist leidenschaftlicher Fußballer. Doch seit anderthalb Jahren geht nichts mehr. Sein Körper spielt verrückt. “An Sport kann ich gar nicht denken. Es ist eine Qual.“ Es begann eine Odyssee durch verschiedene Arztpraxen. Die Mediziner waren mit dem Krankheitsbild überfordert. Solche und ähnliche Geschichten hört die Tübinger Ärztin Lisa Federle fast täglich in ihrer Praxis. Sie erlebt hautnah mit, wie viele Patienten darunter leiden, dass ihnen nicht weitergeholfen werden kann. Das Land Baden-Württemberg unterstützt die Erforschung von Long Covid an den vier Universitätskliniken Ulm, Heidelberg, Freiburg und Tübingen mit rund neun Millionen Euro. Und “Post-Vac“? Auf SWR-Anfrage teilt das Gesundheitsministerium mit: “Eine Unterstützung der Erforschung speziell des Post-Vac-Syndroms ist derzeit nicht geplant.“ “Post-Vac“-Betroffene sollten sich an die Hausarzt-Praxen wenden, heißt es vom Ministerium weiter. Spezielle Anlaufstellen wie die “Post-Vac“-Ambulanz im hessischen Marburg gibt es in Baden-Württemberg nicht, obwohl der Bedarf groß ist. Allein in Marburg werden derzeit mehr als vorwiegend jüngere Leute behandelt. Auf der Warteliste stehen angeblich weitere . Zu ihnen gehört auch Hannah Stoll aus dem Raum Sigmaringen. Seit ihrer zweiten Impfung mit BioNTech vor anderthalb Jahren ist ihr Leben nicht mehr, wie es einmal war. Die 24-Jährige war früher topfit. Sie rannte bis zu 150 Kilometer pro Woche. Heute kann sie an guten Tagen maximal einige Kilometer spazieren gehen, danach bekommt sie starke Muskelschmerzen und ist extrem erschöpft. Die junge Frau ging von Arzt zu Arzt. An der Uni Heidelberg wurde die Diagnose gestellt: Post-Vac-Syndrom. Doch eine geeignete Therapie gibt es für dieses Krankheitsbild noch nicht. Also greift Stoll nach jedem Strohhalm. Euro hat ihre Familie bereits in Behandlungen oder Medikamente investiert. Das Leben der Familie Stoll hat sich in den vergangenen 18 Monaten enorm verändert. Trotz immer neuer Rückschläge: Hannah Stoll gibt die Hoffnung nicht auf. Sie wünscht sich, dass die Politik mehr Geld in die Hand nimmt, damit möglichst bald neue Therapieformen erforscht werden. Professor Steinacker spricht von einer enormen Herausforderung für die Forschung. Dafür braucht er mehr Geld und Personal. Durch das Benennen von Risiko-Genen, die die Krankheit begünstigen, will er neue Therapieformen entwickeln. Der Mediziner gibt sich zuversichtlich: “Ich glaube, dass wir die meisten wieder gut hinbekommen.“ nah dran Emotionen, Hintergründe, Portraits – wir bringen Euch ganz nah ran an Sportlerinnen und Sportler aus dem Südwesten. Was beschäftigt die Athletinnen und Athleten? Wie sieht ihr Alltag aus? Wir erzählen ganz persönliche Geschichten über außergewöhnliche Menschen. Und sind für Euch “Nah dran“. Mehr von SWR Sport gibt es hier: SWR Sport im Web: SWR Sport auf Facebook: SWR Sport auf Instagram: SWR Sport auf Twitter:
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