Erich Kästner „Sogenannte Klassefrauen“

Rezitation: Hermann Lause von der CD „Ein Dichter gibt Auskunft – Teil I“ erschienen bei GoyaLiT Hamburg ISBN: 978-3-8337-1158-2 Text: Sind sie nicht pfuiteuflisch anzuschauen? Plötzlich färben sich die Klassefrauen, weil es Mode ist, die Nägel rot ! Wenn es Mode wird, sie abzukauen oder mit dem Hammer blauzuhauen, tun sie’s auch. und freuen sich halbtot. Wenn es Mode wird, die Brust zu färben, oder falls man die nicht hat, den Bauch . . . Wenn es Mode wird, als Kind zu sterben oder sich die Hände gelbzugerben, bis sie Handschuhn ähneln, tun sie’s auch. Wenn es Mode wird, sich schwarzzuschmieren . . . Wenn verrückte Gänse in Paris sich die Haut wie Chinakrepp plissieren . . . Wenn es Mode wird, auf allen Vieren durch die Stadt zu kriechen, machen sie’s. Wenn es gälte, Volapük zu lernen und die Nasenlöcher zuzunähn und die Schädeldecke zu entfernen und das Bein zu heben an Laternen, morgen könnten wir’s bei ihnen sehn. Denn sie fliegen wie mit Engelsflügeln immer auf den ersten besten Mist. Selbst das Schienbein würden sie sich bügeln ! Und sie sind auf keine Art zu zügeln, wenn sie hören, daß was Mode ist. Wenn’s doch Mode würde, zu verblöden ! Denn in dieser Hinsicht sind sie groß. Wenn’s doch Mode würde, diesen Kröten jede Öffnung einzeln zuzulöten ! Denn dann wären wir sie endlich los. Bilder: Manfred Deix (3) und Gerhard Haderer (3)
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