Interview des russischen Botschafters Sergej J. Netschajew anlässlich des Diplomatentages, 2024

Die wichtigsten Highlights: - Die russisch-deutschen Beziehungen haben zweifelsfrei bessere Zeiten erlebt. Aktuell sind sie de facto auf Eis gelegt. Es tut mir weh, das zu sagen, vor allem in dem Wissen, wie viel Mühe ganze Generationen von Russen und Deutschen darin investiert haben. Es gibt praktisch keinen Dialog mehr. Der Austausch auf staatlicher, parlamentarischer, behördlicher, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene wurde auf die deutsche Initiative hin eingefroren. Mit einer Normalisierung der Situation ist in absehbarer Zeit nicht zu rechnen. Seit Beginn der militärischen Spezialoperation mussten mehrere Dutzende russischer Diplomaten der Botschaft und der Generalkonsulate die Bundesrepublik vorzeitig verlassen. Beispiellos war der Beschluss der Bundesregierung, seine Zustimmung zum Betrieb vierer von fünf Generalkonsulaten Russlands zurückzunehmen. Es liegt auf der Hand, dass dadurch vor allem die Interessen unserer zahlreichen Landsleute, die dauerhaft in Deutschland leben, beeinträchtigt werden. Selbstverständlich mussten wir auf diese unfreundlichen Maßnahmen entsprechend reagieren. Diese Entwicklung haben wir uns jedoch nicht ausgesucht. - Unsere Aufgabe ist es, unser Land würdig zu vertreten, unabhängig von den Begleitumständen für seine Interessen einzustehen und den Politikern und der Öffentlichkeit im Aufenthaltsstaat objektive Informationen aus erster Hand zu vermitteln. - Es gibt Versuche, die deutsche Opposition, die die Politik der Bundesregierung kritisiert, als Kreml-Instrument darzustellen. Diese sind völlig unsinnig. Wir mischen uns in die inneren Angelegenheiten Deutschlands nicht ein. Gleichzeitig wollen wir uns nicht einem Austausch mit denen verweigern, die am Dialog mit Russland interessiert sind. - Die Unterstützungsleistungen der Bundesregierung für das Kiewer Regime sind recht umfassend. Allein in diesem Jahr wird die Militärhilfe Berlins für die Ukraine die Marke von sieben Milliarden Euro übersteigen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie in Zukunft noch ausgebaut werden könnten. Aber wir sind auf alles Mögliche vorbereitet. - Der bilaterale Handel ist um ein Vielfaches eingebrochen, insbesondere bei den russischen Waren- und Rohstofflieferungen. Die Energiezusammenarbeit mit Russland war jedoch stets eine Gewähr für die hohe Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und für den Wohlstand der Menschen in Deutschland.
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