Für Elise by Beethoven & Etude A minor No.2 by Sibelius

Vladimir Genin FÜR ELISE, “TOCHTER AUS ELYSIUM“. Ich ging einmal eine ruhige, fast rustikale Straße in München entlang und hörte ein humpelndes Trillerklavier von irgendwo herkommen, das sich danach verlangsamte, verlangsamte, verlangsamte... Aus diesem Triller, sehr langsam und lahm, kam der unbeholfene Pianist schließlich zu Eliza, perkussiv den Bass betonend, als ob in einem Parkorchester plötzlich eine große Trommel mit Becken ausbrach. Und dann schwor ich mir, dass ich mich irgendwann an dieser Elise rächen würde. Übrigens, es gab keine Elise um Beethoven herum. Seine eifrige Forscher haben ihm sogar seine “Unsterbliche Geliebte“ gefunden, aber es war nicht möglich, Eliza aufzuspüren. Die Forscher wurden so richtig wütend, und einer von ihnen nahm sogar an, dass es nicht Elise war, es war Teresa! Hatte Beethoven etwa eine so schlechte Handschrift? Aber die wichtigste Frage bleibt: Hat Beethoven dieses Stück geschrieben, das allen auf dem Senkel geht? Das Original verschwand sofort, nachdem er von einer einzigen Person gesehen und abgeschrieben wurde..... Irgendwie stellte sich heraus, dass es zwei Versionen gibt: die bekannte und die andere, mit Pausen in der linken Hand beim schweren Schlag, so dass die gesamte Musik in der linken Hand um 1/16 verschoben wird. Und das ist überhaupt nicht klar, oder? Woher kamen zwei Versionen von einer Kopie? Wie auch immer, es ist ein totales Chaos..... Das anfängliche Motiv provoziert also alle Amateur-Sadisten, Eliza mit einem Triller zu quälen, der viel länger ist, als der Autor vorhergesehen hatte. Aber er verlängert dieses zweistufige, trillerartiges Motiv ständig selbst - und es erscheint in diesem kurzen Werk 52 Mal! Und die komplette Melodie - 16 mal. Es ist fast absurd, den Hörer so sehr zu belästigen. Nun, jeder mag das trotzdem! Die Popularität dieses Stücks, das jedes zweite Kind zu spielen versucht, all diese monströsen “vereinfachten Versionen“, die von “Kinderfreunden“ veröffentlicht wurden, die das Stück außerdem auf ein oder zwei Seiten von drei kürzen - all das hat mich dazu gebracht, schließlich sein Geheimnis zu verstehen. Und wie Salieri im Puschkins Theaterstück, habe ich die Elise “wie eine Leiche zerlegt“... Es ist offensichtlich, dass endlose Wiederholungen, Repetitionen zweier Töne - das war die Grundidee der Komposition des Werkes. Aber wenn man über die Form der Arbeit diskutiert, macht man einen Fehler, der daran hindert, in das Wesen der Idee einzudringen: Alle denken, dass das Stück in einer sogenannten drei-fünfteiligen rondoartigen Form komponiert wurde. Aber das stimmt überhaupt nicht! Nach der ersten leicht traurigen Musik folgt eine heitere optimistische Episode, dann kommt die erste Melodie zurück, und danach geschieht das Unerwartete: Die Musik stürzt in tiefe und finstere Verzweiflung, wobei der Hintergrund auf einer Note im Bass klopft - ein Symbol für unvermeidliches Schicksal, den gnadenlosen Lauf der Zeit. Es gilt als die zweite Episode, nach der wieder das erste Thema zurückkommt. Aber lass mich raten, was ist es? Was ist die zweite Episode, wenn es sich um die gleiche Grundtonart handelt und der Bass ständig Tonika schlägt? Und dann löst sich alles in Triolen auf wie der “Friedhofswind“ aus Beethovens “Mondscheinsonate“? Es ist gar keine Episode, Brüder - es ist eine Coda! Und zwar, eine absolut unerwartete und beängstigende, die ein Gefühl der hoffnungslosen Vollendung des gesamten Stücks erzeugen sollte. Daher sollte es für den Zuhörer eine völlige Überraschung sein, sich in einer nach unten gerichteten chromatischen Skala auf einem vertrauten Repetition zweier Noten zu verfangen, die zu der wiedergefundene Anfangsmelodie führt. Natürlich geht es darum: Um die Idee der ewigen Rückkehr, der Unzerstörbarkeit, der Unsterblichkeit. Zweitönige Rotation, ständige Wiederholungen - alles dient dieser Idee. Und wenn das Hauptthema nach der ersten heiteren Episode noch trauriger klingt, klingt es nach der anschließenden Katastrophe wie Hoffnung, wie die Rückkehr des Schutzengels... Und ob ihr nun Hoffnung oder Hoffnungslosigkeit in dieser ewigen Rückkehr heraushört, liegt nur an euch. Leider ist es nicht einfach, dieses schlichte Stück zu spielen, besonders nach einer langen Nacherzählung von allem, was hier geschrieben wurde. Aber Beethoven hat mir bereits vergeben (wenn es überhaupt ein Stück ist!). Danach spielte ich die melancholische Etüde von Sibelius, die Elise sehr nahe steht. Hier beißt sich die Schlange – der Uroboros - wieder in den Schwanz, uns dieses Stück könnte endlos gespielt werden, ebenso wie das Kindergedicht „Ein Mops kam in die Küche“…
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