Podoljakas Wochenrckblick: Gegenangriffe bei Artjomowsk und am Frontabschnitt Saporoschje abgewehrt
In der nun vergangenen, 12. Kalenderwoche vom 20 bis zum 26. März 2023 haben sich die Kampfhandlungen um Sewersk am Frontabschnitt Donbass intensiviert, hält Juri Podoljaka fest. Diese nördliche Nachbarstadt von Artjomowsk scheint die nächste zu sein, deren ukrainische Garnison das russische Militär in den operativen Kesel nehmen wird, so die Prognose des Journalisten.
In und bei Artjomowsk selbst hingegen sank die Intensität der Sturmaktionen des russischen privaten Militärdienstleisters Wagner für einige Tage etwas ab: Ein Teil der Sturmtrupps war mit der Abwehr ukrainischer Gegenangriffe – erfolgloser und mit Verlusten für Kiews Truppen behafteter – abgelenkt. Doch schon zum Wochenende fuhr das „Orchester“ den Druck auf das ukrainische Aufgebot in der Stadt selbst wie auf die Aufgebote in den umliegenden Ortschaften wieder hoch. Vom Osten her sind die Sturmtrupps bis zum Stadtbahnhof Bachmut-1 vorgedrungen; vom Süden aus konnten sie ebenfalls vorrücken – zum Verkehrsknoten „Samoljot“, womit sie die Versorgung der ukrainischen Garnison in Artjomowsk weiter erschweren. Und nach der vollständigen Säuberung des Industriegebiets in der Stadtmitte konnten sie zum Sturm der Stadtviertel nun auch vom Norden aus übergehen. Erneuten Versuchen der Wagner-Sturmtrupps, den Kessel um Artjomowsk endlich zu schließen, stellte Kiew erneut Reserven entgegen, die nun bei Chromowo und Bogdanowka aufgerieben werden.
Um Awdejewka (eine Trabantenstadt von Donezk, von der aus die Ukraine die Zivilbevölkerung der DVR-Hauptstadt dem Artillerieterror aussetzt) herum wüten Kampfhandlungen weiter, die südwestlich der Stadt einerseits von der Erstürmung einiger weniger Zug- und Kompaniestützpunkte durch russische Soldaten und ihrem Vorrücken buchstäblich um wenige Hundert Meter gekennzeichnet sind – und andererseits von erfolglosen Gegenangriffen der Truppen Kiews. Nördlich der Stadt hingegen gab es bedeutende Fortschritte: Das russische Militär konnte bis zur Landstraße bei Stepowoje vorstoßen, womit sich weiteres Vorrücken in Richtung Nowokalinowo andeutet, wertet Podoljaka.
Am nördlichsten Frontabschnitt, Charkow-Swatowo, weiten russische Soldaten ihre Brückenköpfe auf dem Ostufer der Scherebez in Gefechten aus und bestärken das ukrainische Kommando so in dessen Entscheidung, seine Truppen auf das bedeutend leichter zu verteidigende Westufer dieses Flusses zurückzuziehen.
Am Frontabschnitt Saporoschje folgte dem vorigen Versuch der Ukraine, die russischen Verteidigungsstellungen zwischen Orechowo und Pologi durch Kampf auszukundschaften, in der nun vergangenen Woche ein weiterer – der ebenso erfolglos und für Kiew verlustreich war.
Juri Podoljaka ist ein ukrainischer politischer Blogger (auf YouTube hatte sein Kanal vor der Löschung durch die Verwaltung der Plattform 2,6 Millionen Abonnenten) und Journalist aus Sumy (er wohnt seit dem Jahr 2014 im russischen Sewastopol), dessen Einsichten im Zeitraum um den Beginn der Intervention in den russischen Medien zunehmend gefragter wurden. Seine Analyseausgaben warten mit nur wenigen Zahlen auf – dafür vermittelt er durch Arbeit mit Karten aber ein gutes Verständnis vom räumlichen Umfang der jeweiligen Entwicklungen und bietet dann und wann kurzfristige Prognosen.
An Quellen bemüht Podoljaka einerseits offen zugängliche Daten: Dies sind Meldungen von Augenzeugen in den sozialen Medien sowie Meldungen des russischen, aber auch des ukrainischen Verteidigungsministeriums. Andererseits gibt er Insiderquellen an: Neben solchen in den Volksmilizen und Sicherheitsorganen der russischen Volksrepubliken Donezk und Lugansk seien dies solche in den ukrainischen Sicherheits- und Regierungsbehörden, die er aufgrund alter Beziehungen aus der Zeit als ukrainischer Journalist noch zu unterhalten erklärt. Um es mit dem aktuellen Jargon der Aufklärungsdienste auszudrücken, ist Juri Podoljaka also vornehmlich ein OSINT-Analyst.