“Wir erleben einen schrecklichen Verfall der Diskussionskultur“ – Ulrike Guérot über Cancel Culture

Wer in Deutschland das vorherrschende Narrativ hinterfragt, braucht ein schnelles Pferd. Dies ist nicht erst seit Corona der Fall, sondern galt auch schon in Fragen rund um die Klima- oder Flüchtlingsdebatte. Einen neuen, traurigen Höhepunkt dieses Phänomens ist nun im Zuge des Krieges in der Ukraine zu beobachten. Während bei Corona abweichende Meinungen schnell mit dem Stempel des “Corona-Leugners“ oder “Impfgegners“ versehen wurden, werden im aktuellen Diskurs Kritiker von Waffenlieferungen oder der Sanktionspolitik gegen Russland öffentlich diskreditiert. So geschehen im Fall der Politikwissenschaftlerin der Universität Bonn, Ulrike Guérot, die sich Anfang Juni in der Sendung Markus Lanz im ZDF für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Krieges einsetzte und dafür einen “Shitstorm“ kassierte. In Medienberichten wurde sie als “Putinversteherin“ bezeichnet und bei Twitter forderten einige User gar, dass sie ihren Posten an der Universität Bonn räumen solle. Im Interview mit Flavio von Witzleben erzählt die wegen ihrer unermüdlichen Arbeit für ein geeintes Europa als “Jeanne d’Europe“ geltende Autorin und Politikwissenschaftlerin, wie sie rückblickend die Hetzjagd auf ihre Person erlebt hat. Sie führt dabei aus, dass die Angriffe zumeist nicht ihrer Argumente galten, sondern sie ad hominem auf persönlicher Ebene angegriffen wurde, frei nach dem Motto: “Wer den Gedanken nicht angreifen kann, greift den Denkenden an“, wie der französische Philosoph Paul Valéry einst sagte. Wie Guérot die aktuelle Lage in der Ukraine und die gegenwärtige “Zeitenwende“ einschätzt, erfahrt ihr im Interview.
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